Mal angenommen, man findet eine ganze Kiste voll mit Schmuckstücken auf dem Dachboden, mit vielleicht 30 Teilen. Wie kann man da vorgehen, um die Spreu vom Weizen zu trennen? Woran erkennt man wertvolle Stücke auf einen Blick?
Ein Indiz für einen höheren Wert könnte eine bekannte Marke sein. Man sollte die Gegenstände also ganz genau absuchen. Bei Porzellan bspw. die Meissner Kurschwerter oder das Zepter bei der Königlichen Porzellan-Manufaktur aus Berlin. Bei deutschem Silber zeigen eingepunzte Halbmond und Krone an, dass es sich tatsächlich um Edelmetall handelt. Generell ist der Materialwert auch bei vielen Schmuckstücken oder manchen Taschenuhren ausschlaggebend. Echtes Gold ist oft mit Ziffernpunzen, wie „585“, „750“, „14K“, „18K“ oder ähnlichem, versehen.
Man sollte alles, was auf dem Objekt steht, im Internet recherchieren; mit Text und Bildersuche. Inzwischen gibt es auch Preisdatenbanken, die in eingeschränkter Funktion kostenfrei abrufbar sind.
Wenn Sie sich unsicher sind, können Sie sich an unabhängige Sachverständige wenden. Es gibt die Internetpräsenzen der Berufsverbände von Kunstsachverständigen (BVK, BVS, VUKS) mit Listen ihrer Mitglieder sowie ein Online-Verzeichnis der IHK-Sachverständigen, bei denen man seriöse Kunstsachverständige findet. (Bei der Überprüfung von Gold können sicher auch Juweliere behilflich sein.)
Wie läuft so eine Schätzung ab? Sollte man dafür stets persönlich vorstellig werden oder könnte man die auch per Videokonferenz oder Fotos aus der Ferne machen?
Das wird unterschiedlich gehandhabt. Ich bevorzuge es, die Kunstgegenstände im Original zu sehen, da für die Bewertung wichtige Parameter wie Technik und Zustand meine Erachtens nur schwer anhand von Fotos sicher zu beurteilen sind.
Was kostet so eine Schätzung typischerweise? Zahlt man pro Objekt oder einen Stundensatz?
Das kalkulieren die Kolleginnen und Kollegen individuell. Wenn es sich um mehrere Objekte, beispielsweise bei einer Sammlungs- oder Haushaltsauflösung, handelt, wird meist der Stundensatz zu Grunde gelegt. Wenn es um einzelne oder wenige Kunstgegenstände geht, berechnen manche Kolleginnen und Kollegen einen Festpreis pro Kunstwerk. Ich biete in meiner Stadt beispielsweise regelmäßig an festen Terminen eine Kunstberatung für einzelne Stücke an. Dort veranschlage ich einen fixen Preis pro Objekt.
Es gibt mittlerweile auch verschiedene Internetanbieter, die oft in Verbindung zu Auktionshäusern stehen, die anhand von Fotos zu Fixpreisen schätzen. Zu deren Kompetenz kann ich keine Aussage treffen.
Wie geht man vor, wenn man zum Beispiel Möbelstücke so gar nicht einer bestimmten Epoche zuordnen kann? Ist es auch für Laien möglich, die Entstehungszeit eines Stuhls zu identifizieren und eventuell sogar den Designer dahinter?
Der erste Schritt wäre es, nach einem Aufkleber oder einer Marke zu suchen, die einen Hinweis auf Hersteller oder Designer/-in geben könnte. Auch die Herstellungstechnik mit modernen Schrauben oder jungem Holz kann Hinweise auf den Entstehungszeitraum geben. Aber für das Erkennen ausschlaggebender Merkmale und für die stilistische Einordnung allgemein ist wohl doch eine intensivere Einarbeitung in die Materie nötig.
Was ist am Markt derzeit ganz besonders gefragt?
Zeitgenössische Kunst. Aber auch Altmeistergemälde aus dem 15. bis 18. Jahrhundert scheinen einen Aufschwung zu erleben, besonders, wenn sie einem bekannten Meister oder Meisterin zugeschrieben werden können. Designobjekte scheinen ebenfalls zunehmend an Interesse zu gewinnen.
Nach der Schätzung: Wo und an wen verkauft man seine Sachen am besten? Wendet man sich besser an verschiedene Ankaufsstellen oder gibt es auch Abnehmer für „das ganze Paket“ (Büchersammlungen, Kunstobjekte, Schmuck, Möbel)?
Eine Anlaufstellen wären Antiquitätengeschäfte im näheren Umkreis. Allerdings können Händler nicht den höchsten Preis zahlen, da sie das komplette Risiko des Weiterverkaufs übernehmen. Man kann sich sich an Auktionshäuser wenden, die ein entsprechendes Spektrum verkaufen. Bei einem Auktionsverkauf ist das Auktionshaus nur Kommissionär und das Risiko bleibt beim Verkäufer. Für seinen Service behält das Auktionshaus u. a. einen Teil des Zuschlagspreises als Provision ein. Sowohl Kunsthändler als auch Auktionshäuser nehmen auch ganze Konvolute an. Da sie ihre Kundschaft gemeinhin gut kennen, würden sie schwer Verkäufliches wohl schon vorab aussortieren. Es gibt übrigens auch spezialisierte Auktionshäuser, z. B. für Briefmarken oder Spielzeug .
Wie geht man im Verkauf strategisch am besten vor, um sich hinterher nicht zu ärgern?
Tatsächlich so gut wie möglich darüber informieren, was man hat. Auch über Beschädigungen. So hat man eine solide Verhandlungsbasis.
Weiterführende Links:
https://www.bv-kunstsachverstaendiger.de/
https://www.bvs-ev.de/sachverstaendige-suchen
http://www.vuks.de/mitglieder.html
https://svv.ihk.de/